Die Brennerbande, Teil 15


Malandro hatte mal von seinem Meister ein Groschenheft geschenkt bekommen. Er war wohl der einzige der Feldstraßlern, der mit Stolz von sich behauptete, dass er etwas in der Schule gelernt hatte. Und so gelang es ihm auch, mit nicht alzu viel gestocke, seinen Freunden das Heft an einem sehr langweiligen Wintersonntag vorzulesen. Es war eine Geschichte über Apfhelm Unterschnitt, den großen Detektiv Xpochs, der ab und zu der Polizei half, verworrene Fälle zu lösen. In dem Heft standen viele Sätze wie: "Sein genialer Kopf hatte das Problem schon gelöst", "Mutig trat er der Gefahr entgeten" und "Es war still. Zu still!" vorgekommen und die vier jungen Männer mußten unwilkürlich an diese letzten Worte denken, als sie in den Brennerbogen einbogen.

Wenn man die Häuser betrachtete, und sie mit denen aus der Feldstraße verglich, wußte man, warum die Brennermistkäfer sich für etwas besseres hielten. Hier hielt die Neustadt, was ihr Name versprach: Die Häuser waren neu. Nicht schön, freundlich oder heimelig. Sie waren einfach neu. Zumindest neuer, als die in der Feldstraße, die sich Wände mit den Bruchbuden des Ingen teilten. Die vier gingen mit eingezogenem Kopf und versuchten den offensichtlichen Unterschied nicht zu bemerken. Sie wußten nicht, ob man sie beobachtete, was sie sich nicht besser fühlen ließ, sie hörten nur zwei Mal einen Pfiff, der verdächtig nach den Brennern klang. Deshalb beschleunigten sie ihre Schritte und kamen schließlich zum Eingang des Mietshauses, Brennerring 19, in dem Schikmos Familie wohnte.

Von hier an mußte Skimir alleine gehen.

Die Tür war nur angelehnt, wie bei so vielen Häusern um diese Uhrzeit. Erst wenn die Tränken schlossen und die Männer den Weg nach Hause fanden, verschlossen jene, die noch nüchtern genug dazu waren, die Türen.

Skimir wollte geslassen sein, wollte stark sein. Er stieß die Tür mit Kraft auf, dann jedoch betrat er nur vorsichtig den Gang zu Hof und Treppenhaus. Ein letzter Blick zu seinen Freunden, die sich bereits hecktisch in alle Richtungen umblickten, dann drückte er sich durch den Eingang zu den Stiegen und die Treppen hinauf.

Seltsam, dachte er, dass wir selbst von unseren Feinden wissen, wo sie wohnen.

Nur noch wenige Stufen, dann würde er das Stockwerk der Demüllmuts erreichen, von Schikmos Familie. Hier roch es viel weniger nach Kotze. Und auch die Stufen waren sauberer.

Auf der vorletzten Stufe erstarrte er, denn erst jetzt sah er, dass er erwartet wurde.

Die Kinder aus der Feldstrasse